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25.11.2025 - Meditierender Buntstift-Tanz (Gäubote)
Meditierender Buntstift-Tanz
Reusten: Matthias Hoffmann zeigt Arbeiten im Steinbruch.
Von Thomas Morawitzky
Er malt mit dem Buntstift, auf großen Flächen, dann tanzt er dabei, vielleicht eine Samba. Matthias Hoffmann lebt in Tübingen und arbeitete für Rolf Benz, war einer der gefragtesten Möbeldesigner Deutschlands, kreierte Sofas, Stühle, Gartenmöbel, arbeitete mit einer Vielzahl an Materialien und besitzt große Sensibilität im Umgang mit ihnen. Am Ende seiner langen Berufslaufbahn stand der Wunsch, in anderer Form tätig zu werden, keine Möbel mehr zu zeichnen. In Tübingen hat Hoffmann mehrere Ausstellungen bestritten, nun sind seine wahrhaft raumgreifenden Strukturen und Explosionen aus Farbe im Kunstraum des Reustener Steinbruchs zu sehen. Die Farbe, in ungewohnter Erscheinung, nimmt dort besondere Intensität an: Hoffmanns Bilder wirken so sorgsam wie lebendig, sie sind die Ergebnisse langer aktiver Mediationen, sie füllen ihre Räume mit Spannung und Rhythmus.
„Ahornblätter“ heißt eines dieser Bilder, „Eichenblätter“ ein anderes. Beide besitzen sie das Maß eines Quadratmeters. Malt Matthias Hoffmann den Ahorn, malt er auch den Herbst, lässt seine Blätter von blassem Grün zum Rot zum fahleren Braun gleiten. Die „Eichenblätter“ hingegen wechseln sich ab in Weiß und Gelb, verschiedenen Tönen. Auf beiden Bildern ziehen sich unzählige kleine Blattkonturen über die Bildfläche, dicht an dicht liegt Blatt an Blatt in engem Muster, als ein lebhaftes, unregelmäßiges Mosaik.
Gewiss kommt Matthias Hoffmann her von regelmäßigeren Strukturen. Seine Mutter betrieb eine Handweberei in Ochsenhausen bei Ulm, Künstler verkehrten im Haus. Die Mutter jedoch verstarb früh, der Sohn erbte, wusste mit einer Handweberei nicht viel anzufangen, war erst 16 Jahre alt und versuchte sich in München als Autor von Storyboards für Werbung und Animation. Freunde der Familie holten ihn nach Tübingen, ein Stuttgarter Professor erklärte ihm, er könne an der Kunstakademie nichts mehr lernen – so kam der junge Matthias Hoffmann zu Rolf Benz und blieb. Er arbeitete sich hoch, vom Junior-Designer bis zum verantwortlichen Produktmanager, machte sich schließlich selbstständig, 1980, gründete ein Atelier in Tübingen, schuf Designs für Messen, Möbel, Leuchten, arbeitete in Glas und Textil, ist verheiratet mit der ehemaligen Leichtathletin Ulrike Sarvari, die auch Textildesign betrieb, heute als Kunsterzieherin tätig ist.
Bilder sollen Freude in die Welt tragen
Die Verpflichtung zum Zweckmäßigen, die dem Design immer auch anhängt, lässt Matthias Hoffmann als Künstler ganz hinter sich zurück. Gefallen, den Betrachter für sich einnehmen, möchte er noch immer – das sagt er auch, das betont er: „Ich möchte Bilder zeichnen, die anderen gefallen, und Freude in die Welt tragen, denn davon haben wir zu wenig.“ Wenn Hoffmann zeichnet, dann mit Geduld und sicher auch zum eigenen Vergnügen. Er sieht seine Bilder an als Mediationen. Viele von ihnen besitzen ein großes Format – und an solchen Formaten arbeitet der Künstler oft mehr als 200 Stunden, setzt sorgfältig einen Streich des Buntstiftes neben einen anderen, stellt Motive, Kompositionen her, die aus Tausenden solcher Striche bestehen. Die sich summieren, zu flirrenden Bildflächen, zu bunten Rhythmen, zum Leuchten der Blätterteppiche oder, in reduzierter Farbigkeit, zum Labyrinth eines Waldes.
Die Reustener Ausstellung stellt Arbeiten, die konkrete Inhalte zeigen, abstrakteren Werken gegenüber, in denen die Herkunft vom Design deutlicher hervortritt, die sich befassen mit den Spannungen, die entstehen, wenn Bleistiftstriche in stoischer Ruhe nebeneinandergesetzt werden, wenn Schraffuren sich über die Bildfläche ziehen, Linien sich vor einem Raster verschlingen, Federbäusche aus Buntstiftstrichen dicht an dicht das Bild anfüllen, oder Punkte, Linien, Schriften.
Matthias Hoffmann sucht Textur im Spiel von Ackerfurchen und Kieseln, betrachtet Bäume, Hölzer, Maserungen, und zeichnet sie nach mit Buntstiften. Seine Bilder erzählen auf eine stille, schwingende Weise Geschichten – und machen ihren Schöpfer selbst am glücklichsten: „Das ist ein Gefühl, das in mir wächst“, sagt er. „Es ist die Freude, zu sehen, wie etwas sich entwickelt und größer wird. Das ist es, was mir auch in der Produktentwicklung immer Spaß gemacht hat.“
15.11.2025 - 15.02.2026 Kunst im Steinbruch
NEUE AUSSTELLUNG
Kunst im Steinbruch“ präsentiert:
Zeichnungen von Mathias Hoffmann
15.11.2025 – 15.2.2026
Vernisage am 15.11.um 16.00Uhr
Hailfingerstraße 24
72119 Ammerbuch-Reusten